GUTACHTEN des wissenschaftlichen Betreuers für die Masterarbeit von Xenia Wiebe zum Thema: „Textlinguistische Analyse des Konjunktivs in deutschsprachigen Fachtexten“; Masterstudiengang „Theorie und Praxis verbaler Kommunikation“, Fachbereich: 45.04.02 LINGUISTIK Staatliche Universität Sankt Petersburg, Lehrstuhl für Deutsche Philologie, 2017 Im Zentrum der durchgeführten linguistischen Analyse stehen die Funktionen der Äußerungen im Konjunktiv in den sprachwissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln. Solche grammatisch markierten Textäußerungen zeichnen sich im untersuchten Textkorpus, wie die Masterstudierende mit Hilfe von quantitativen Berechnungen festgestellt hat, durch eine äußerst niedrige Frequenz aus: Von den insgesamt 13 121 Textprädikationen werden nur noch 663 Prädikationen im Konjunktiv gebraucht, was im Ergebnis etwa 5 Prozent ausmacht. Welche Funktionen die Textäußerungen im Konjunktiv bei der Ausführung von typischen wissenschaftlichen Sprechhandlungen wie Zielsetzung, Begründen oder Zitieren übernehmen, gilt für X. Wiebe vorrangig aufzudecken. Die vorliegende Masterarbeit ist m.E. in ihren wichtigsten Aspekten wie folgt zu bewerten: 1. Gliederung Die Gliederung ist logisch und folgerichtig aufgebaut und entspricht dem in der Einführung formulierten Forschungsziel, den geplanten Analyseschritten und der Arbeitshypothese. Der Gang der Untersuchung ist anhand der Gliederung gut nachzuvollziehen. Die Untergliederung der beiden Kapitel präsentiert die allgemeine Vorgehensweise und die konkreten Zugriffe an das empirische Material widerspruchslos und vollständig. 2. Problemlösung und fachliche Präsentation der Ergebnisse Trotz des relativ eng vorgegebenen zeitlichen Rahmens wurde die komplexe Themenstellung und das umfangsreiche Sprachmaterial erfolgreich bearbeitet. Die verwendete Methode der quantitativen Analyse und die sie begleitende kontextuell-semantische und pragmatische Analyse erwiesen sich als den gestellten Zielen in vollem Maße gerecht. Das Datenmaterial wurde sorgfältig und wohlüberlegt ausgewählt und einer akribischen Betrachtung von verschiedenen Seiten unterzogen. Die in Kapitel 2 diskutierten Funktionen wurden ausreichend mit Beispielen belegt und in Folge der allseitigen textlinguistischen Analyse begründet. Beim Eruieren von Funktionsmarkern kamen Fachkenntnisse zur Anwendung, die bewiesen, dass X. Wiebe feste Grundkenntnisse im Bereich der Grammatik, Textlinguistik und Pragmalinguistik besitzt und sie bei der vorgenommenen Analyse konsequent und korrekt anwenden kann; jedoch ergaben sich hierbei einige Unkorrektheiten bei der Differizierung von Textfunktionen (vgl. Punkt 2.2 und Punkt 2.7), die aber das richtige Ergebnis der Arbeit nicht wesentlich beeinflussen. Besonders hervorzuheben ist, dass alle Analyseergebnisse in Tabellen und Grafiken präsentiert sind, was ihre Aussagekraft zweifellos wesentlich erhöht. 3. Gedankenführung und Argumentation Die Masterarbeit zeichnet sich durch einen hohen Grad an Eigenständigkeit aus. Die Masterstudierende hat für die Verifikation der eingangs formulierten Hypothese das bisher in der deutschen Germanistik nicht analysierte Sprachmaterial benutzt und es zur Beweisführung konsistent eingesetzt. Bei Entscheidungsalternativen wurde vernünftig abgewogen und praktikable Lösungsvorschläge gemacht, wie das z.B. beim Aufstellen von Funktionsmarkern zu sehen ist. Die Argumentationsketten sind ausnahmslos klar und schlüssig. Eine einheitliche methodische und logisch-argumentative Vorgehensweise zieht sich durch die ganze Masterarbeit. Leider sind manche diskutierte Funktionen der Textäußerungen im Konjunktiv für den Leser nicht einfach nachvollziehbar, da die Grenzen zwischen ihnen verschwommen und ambig sind (z.B. Annahme vs. Alternative, Optativ vs. Aufforderung). 4. Formale Darstellung Die äußere Form der Arbeit und die Ausdrucksweise sind sehr gut und entsprechen den Anforderungen, die an die Master-Qualifikationsschriften an der SPbU gestellt werden. Manche grammatische und Rechtschreibfehler kommen zwar vor, heben aber die Relevanz und Aussagekraft der begutachteten Arbeit keineswegs auf. Gesamtnote: 4 bis 5 Prof. Dr. Sergej T. Nefedov Lehrstuhl für Deutsche Philologie Staatliche Universität Sankt Petersburg 09.06.2017